Wenn nichts mehr geht
Ein Brief an dich – über Mental Load, Erschöpfung und das Gefühl, zu versagen
Manche Tage sind wie Watte im Kopf.
Unübersichtlich. Schwer.
Du wachst auf mit einer Liste im Kopf, die schon beim ersten Kaffee zu lang ist.
Du willst Ordnung machen, präsent sein, etwas weiterbringen – und irgendwie geht alles gleichzeitig und doch nichts.
Du denkst an das Gespräch mit dem Kind gestern Abend.
An den Elternabend nächste Woche.
An die Jause, die noch nicht gemacht ist.
An das eine Mail, das du seit Tagen vor dir herschiebst.
Und an den Partner, der irgendwie auch gerade zu kurz kommt.
Und am Abend sitzt du da –
müde, leer, mit dem Gefühl:
„Ich hab heute nichts geschafft.“
Dabei warst du den ganzen Tag da.
Mit dem Kopf, mit dem Herzen.
Du hast geplant, erinnert, gehalten, organisiert.
Du hast gespürt, was gebraucht wird – auch wenn es nie jemand laut sagt.
Mental Load nennt man das.
Diese unsichtbare Verantwortung, die du mitträgst.
Für alles. Für alle.
Und irgendwann geht dann gar nichts mehr.
Nicht mal mehr denken.
Nicht mal mehr fühlen.
Da ist nur noch dieser Druck.
Und das Gefühl, zu versagen.
Die Beziehung leidet.
Nicht, weil es an Liebe fehlt –
sondern weil keine Energie mehr da ist.
Weil man funktioniert, statt sich zu begegnen.
Weil man sich verliert – in allem, was man versucht zusammenzuhalten.
Wenn du an diesem Punkt stehst:
Bitte atme.
Ganz weich. Ganz leise.
Du musst nicht weitermachen.
Du musst heute nichts leisten.
Du darfst müde sein.
Du darfst dir selbst fehlen.
Was du heute brauchst, ist nicht mehr Disziplin.
Nicht mehr Struktur. Nicht mehr Anstrengung.
Was du brauchst, ist ein JA zu dir.
Ein JA zu dem, was gerade da ist.
Ein JA zu deiner Erschöpfung.
Vielleicht wird morgen ein anderer Tag.
Vielleicht auch nicht.
Aber du bist da.
Und das reicht für heute.
Du bist wichtig.
Auch wenn du gerade nichts gibst.
Auch wenn du nichts geschafft hast.
Auch wenn du zweifelst.
Du bist genug.
Gerade jetzt.
